Frank Dömer

Christoph Schaden, 2004

Dr. Christoph Schaden ist Kunstwissenschaftler und freier Kurator in Köln.

 

Der Text stammt aus der Pressemitteilung der Galerie Thomas Zander, Köln anläßlich der Ausstellung "Stephen Hughes / Frank Dömer", 2004

 

Aebnet, Schweiz 2004

Andere sagen SCHWEIZ und meinen etwas anderes.
Max Frisch

In seiner seit 1999 anwachsenden fotografischen Werkserie widmet sich Frank Dömer dem sperrigen europäischen Nachbarland. Architektur und Landschaft, Distanz und Nähe, Analyse und Synthese bilden die polaren Bezugsgrößen seiner künstlerischen Bildarbeit. Mit zwei Werkblöcken (24 C-Prints im Format 30 x 40 cm; 9 C-Prints im Format 40 x 50 cm) entwirft der in Köln lebende Künstler und ehemalige Meisterschüler von Per Kirkeby abseits vorherrschender Klischees eine präzise wie nüchterne Bestandsaufnahme schweizerischer Identität. Von Almhütten und Lager- und Kuhställen bis zu Skiliften und bäuerlichen Wohnbauten reicht das Arsenal der Bauten, die Frank Dömer in der historischen Urschweiz rund um Beckenried und den Vierwaldstätter See mit dem fotografischen Großformat erfasst hat. Bedingt durch ihren ungeschönt funktionalen Charakter und ihre vereinzelte Platzierung bilden die beton- und holzverkleideten Architekturen in ihrer Gesamtheit eine bemerkenswerte Typologie des Individuellen, die sich auch in den Ortsnamen widerspiegelt (z.B. »Treib«, »Seeli«, »Schattenhalb«). Dömers 24-teilige Bestandsanalyse ist von formaler und inhaltlicher Stringenz geprägt. Konsequent vermeidet er in seinem Werkblock jeglichen Anflug des Pittoresken, indem er die charakteristische Eigenheit des Einzelbaus zumeist mit einer streng sachlichen Aufnahmeweise en face dokumentiert. Der zweite, 9-teilige Werkblock gewährt einen distanzierten Blick auf das durch Tourismus geprägte Alpenland, das seit jeher als Vorbild landschaftlicher Schönheit gilt. Dömers teils panoramisch anmutende Fernsichten sind nicht auf Überwältigung des Betrachters angelegt, sondern reflektieren vielmehr die Bedingungen ihrer Bildgattung. Vorbilder der romantischen Landschaftsmalerei werden zitiert (C.D. Friedrich), zugleich heute visuell ablesbare zivilisatorische Landschaftseingriffe im Bild nicht ausgeklammert. Gerade durch ihren exzellenten Farbaufbau, der Dömers malerische Ausbildung attestiert, gewinnen die Landschaftsbilder eine eigene ästhetische Spannung abseits klischeehafter Kategorien. Anhand seiner polaren künstlerischen Strategien vermag Frank Dömer ein von Ambivalenz geprägtes Bild der Schweiz zu skizzieren, das real wie zeitgemäß erscheint.
Christoph Schaden , 2004

 

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